Nachdem wir unsere offene Rechnung mit dem Resort beglichen haben, brechen wir in Richtung Norden auf. Weit kommen wir zunächst nicht, denn eine Polizeikontrolle findet es nicht so gut, dass uns rückwärtiges Nummernschild durch die Anbringung von zwei Ersatzreifen verdeckt wird. Na gut, müssen wir also ein Strafmandat von N$ 500 (ca. EUR 30) zahlen, aber damit beginnt der Prozess…
Zunächst werden viele Daten auf ein Papier geschrieben. Dabei benötigen die freundlichen Polizisten die „ID“, wobei sie mit dem Personalausweis Vorlieb nehmen, und den Führerschein, wovon sie nur die deutsche Version wollen. Der internationale Führerschein, welchen wir extra haben machen lassen, interessiert hier niemanden und einen Pass will auch keiner sehen. Daher müssen wir auch kräftig helfen, denn den deutschen Text der Papiere versteht natürlich keiner der Beamten.
Während Tina mit den Polizisten niederen Ranges durch den Datendschungel wandert, philosophieren der Chef der Truppe und ich über Fussball. Er weiß überaus gut Bescheid und ist natürlich auch ein Anhänger von Bayern München. Ach ja, zum Bezahlen müssten wir dann zur lokalen Polizeistation, welche nur 1 km weg sei.
Diese „Polizeistation“ ist ein Witz, oder besser: Ein Container in Wellblech mit Fenster und Tür. Darin ein Waffentresor, welchem der Beamte mehrere Bücher entnimmt, und ein ausgeschalteter Computer der späten 90er Jahre mit Röhrenmonitor. Unsere Zahlung wird dann in mehreren Büchern mit Durchschlag über Kohlepapier (das gibt es hier noch) festgehalten und nach insgesamt über einer Stunde geht es wieder auf die Pad. Ändern müssen wir an der Anbringung aktuell nichts; das sollen wir machen, wenn unsere Tour am Ende ist.
So geht es über eine sehr schöne Strecke am Oranje Fluss von Aussenkehr nach Rosh Pinar, wo wir über 200 Lister Benzin nachtanken. Der weitere Weg nach Aus geht über eine Teerstraße und ist wenig spektakulär. Das wird ab Aus wieder anders, denn von dort führt der Weg direkt nach Westen durch die älteste Wüste der Welt, der Namib, nach Lüderitz.

Gleich zu Beginn machen wir an einem Aussichtspunkt halt, wo man mit Glück einige der Namib-Wildpferde beobachten kann. Woher diese stammen, ist nicht abschließend geklärt und es gibt mehrere Theorien darüber: Entweder sind sie von einem Gestüt entkommen, Pferde geflohener deutscher Kriegsgefangener des ersten Weltkriegs, oder es sind Pferde der Südafrikanischen Armee, deren Reiter gefallen sind. Auf jeden Fall haben die Tiere sich der Wüste angepasst und sind daher relativ klein, können doppelt so lang ohne Wasser auskommen als ihre Artgenossen und sehen recht abgemagert aus. Wir haben großes Glück, denn nach nur kurzem Picnic trifft eine kleine Gruppe von Wildpferden zum Trinken ein. So hat die Verzögerung durch die Polizei in Aussenkehr ihr Gutes.

Die weitere Fahrt durch die Wüste ist geprägt von nicht mehr genutzten Bahnhöfen (laut Google sind diese meist „vorübergehend geschlossen“) der einzelnen Diamant-Abbaustädte und sehr viel Wind mit entsprechen viel Sand, welcher über die Straße gewirbelt wird. Dieser führt im Extremfall zu Schäden am Fahrzeug, welches durch das „Sandstrahlen“ Lack- oder gar Glasschäden erleiden kann.
