Wir warten, bis der Kleinbus der Reisegruppe verschwunden ist und frühstücken dann in Ruhe. Unsere Fahrt heute ist nur ca. 3 Stunden lang uns so haben wir es nicht eilig. Außerdem möchten wir noch den Geocache auf dem Gelände der Farm heben und Lukas ist dann wagemutig genug, diesen aus dem großen Pool hervorzutauchen. Bei morgendlich frischen Temperaturen.
Nach unserem Abschied von Silvia, Stefan und ihren zwei Töchtern und Hunden machen wir uns auf den Weg. Die Landschaft verändert sich und wir kommen in hügeliges Gelände. Der Verkehr nimmt zu, was auch am sonntäglichen Ausflugsverhalten der Namibier liegen kann. Dafür gibt es weniger Vieh auf der Straße als bisher und so kommen wir rasch bis zum Tor von Okonjima, wo die AfriCat Foundation beheimatet ist.
Vom Tor sind es noch 24 km über Sandpiste bis zur Rezeption und wie üblich artet diese Fahrt in unseren ersten Game-Drive aus: Warzenschweine, Oryxe, Impalas, Steinböcke (nicht mit denen aus den Alpen zu verwechseln) und sogar ein Schakal begrüßen uns auf dem Gelände. Wie immer können wir nur ahnen, was wir alles im Busch übersehen und freuen uns auf die kommenden zwei Tage.
Die Unterkunft ist der reine Luxus: die riesige Empfangshalle bietet etliche Informationsstände, die Rezeption bewirtet uns erst mal mit selbstgemachtem Eistee und alle Möglichkeiten der kommenden Tage werden erklärt. Wie wir später erfahren, haben wir sogar einen Guide exklusiv für uns und es wird der gleiche Guide für unseren gesamten Aufenthalt sein. So beschließen wir, an der nachmittäglichen Tracking-Tour teilzunehmen, wo Geparden gesucht werden.
Die AfriCat Foundation kümmert sich um Raubtiere, welche ansonsten wegen der regelmäßigen Konflikte mit Farmern und deren Nutzvieh gejagt werden oder Elterntiere verloren haben. Diese Tiere kommen zunächst auf das Gelände und werden ggf. medizinisch versorgt. Dann geht es in die sogenannte Lifeline, wo die Tiere ihre eigene Beute jagen müssen und bei entsprechendem Erfolg in geschützten Gebieten ausgewildert werden. Es herrscht der strikte Grundsatz, dass nach Möglichkeit kein direkter Kontakt mit Menschen aufgebaut wird und so nimmt die Lifeline auch den Großteil des 20.000 ha großen Gebiets ein.
Viele der Raubtiere erhalten Sendehalsbänder, um sie in dem riesigen Areal wiederfinden zu können und ihr Verhalten zu analysieren. Auf unsere Tracking-Tour wird diese Technik auch genutzt und nach ein paar Fehlschlägen bekommen wir das Signal eines Gepards in den Empfänger. Nach wenigen weiteren Kilometern im offenen Jeep müssen wir aussteigen und den Rest der Verfolgung zu Fuß aufnehmen – nach klaren Verhaltensmaßregeln unseres Guides, denn immerhin sind wir nun als Zweibeiner unterwegs und nicht mehr im Auto.
Nach wenigen 100 Metern entdecken wir den Gepard, ein Weibchen von ca. 9 Jahren, unter einem Baum dösend. Offensichtlich hat sie sich am Morgen den Bauch gefüllt und beobachtet uns träge. Wir dürfen bis auf wenige Meter an das wunderschöne Tier heran und außerhalb eines Autos ist dies ein abenteuerliches Erlebnis.
Danach fahren wir weiter und nachdem wir natürlich ein paar Warzenschweine, viele Vögel und einen weiteren Schakal entdecken, bekommt unser Tracker die Peilung einer ganz besonders gefährdeten Spezies in den Äther. Wir hatten uns dieses Tier schon gewünscht, aber es ist extrem scheu und vom Aussterben bedroht: der afrikanische Wildhund. Voller Vorfreude fahren wir weiter und hoffen, dass sich die Tiere nicht im Busch versteckt haben. Diese könnten wir nicht zu Fuß verfolgen, da sie Zweibeinern gegenüber bereits aggressives Verhalten gezeigt haben.
Schließlich liegen die beiden einzigen Exemplare dieser Gattung vor uns. Auch sie hatten offensichtlich Jagdglück gehabt und genießen die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Nach dieser Entdeckung suchen wir einen schönen Platz für den Sundowner oberhalb der Ebene aus, welche wir von dort wunderbar einsehen können.