Heute stehen wir erneut kurz nach fünf Uhr morgens auf, damit wir pünktlich nach dem Frühstück um sechs auschecken und auf Pirsch gehen können. Diesmal führt und der Weg nicht in den Westen, sondern in Richtung Osten, weil wir das Quartier wechseln und nach Halali umsiedeln. Unterwegs besichtigen wir auch die imposante Salz-/Lehmpfanne ist eine weite, flache Ebene von etwa 5000 km² Größe. Während der meisten Zeit des Jahres schimmert dieser weiße Salz- & Kalkschlamm in der Sonne; daher auch die Übersetzung von Etosha: „der große weiße Platz von trockenen Wasser“.
Inzwischen halten wir nicht mehr für Springböcke oder Oryx-Antilopen und für Zebras und Giraffen nur noch, wenn sie direkt neben der Straße stehen. Allerdings ist die Ausbeute zunächst dürftig und wir freuen uns über wenige „Neuzugänge“ wie ein paar Dik-Diks, Schwarznasenantilopen und ein Kapborstenhörnchen, der südafrikanischen Version eines Eichhörnchens. Selbst auf dem „Rhino-Drive“ finden wir keine großen oder kleinen Sensationen.
Fast wollen wir mit leichtem Frust aufgeben und das Camp ansteuern, da passiert es: Im lichten Wald wird zunächst nur ein Elefant sichtbar und dann stellt sich heraus, dass es sich um eine Familie mit Bullen, Kuh und zwei Kälbern handelt. Diese treten aus der Deckung heraus und bewegen sich langsam auf unser Auto zu. Was zunächst wie ein glücklicher Zufall aussieht, wirkt nach kurzer Zeit bedrohlich, da die Tiere direkt Kurs auf uns nehmen. Der Bulle und das halbwüchsige Bullenkalb haben eine Art Tränen unter den Augen, was unserer Kenntnis nach auf die sog. Musth hinweist, eine Zeit, zu der die Tiere sexuell besonders aktiv und damit auch aggressiv sind. Direkt vor uns, vielleicht 10 m vor der Kühlerhaube, tritt die Gruppe auf die Straße und der Bulle wendet sich uns zu. Mit abgespreizten Ohren macht er sehr deutlich, was er von unserer Anwesenheit hält, dreht sich dann aber doch um und trottet seiner Familie hinterher. Kommentar vom Fahrersitz: „Jetzt brauche ich einen Cognac“.
Unsere Freunde treffen diese Gruppe mutmaßlich wieder als sie eine Herde von über 50 Elefanten am Wasserloch bei Rietfontein beobachten. Zu diesem Zeitpunkt sind wir am Etosha Lookout und bewundern die unendlich wirkende Weite der trockenen Pfanne. Es wirkt so, als ob der weiß-braune Sand sich unendlich ausdehnt und die Anwesenheit einiger großer Heuschrecken verleiht der Szene etwas surreales.