Übernachten im Iglu

Wandrelief im IgluIn Kühtai im Ötztal (Tirol, Österreich) gibt es die Möglichkeit der Übernachtung im Iglu. Hierzu werden Iglus für 2-4 Personen gebaut und zu dem sog. Iglu-Village angeordnet. Hierin kann der interessierte Abenteurer dann eine Nacht übernachten und die 5-Sterne Klasse des Outdoor Winters erleben.

Die Iglus werden nicht nach traditioneller Methode hergestellt, sondern mit Hilfe moderner Technik. Zunächst werden Ballons aufgeblasen, welche anschließend mit Hilfe von Schneekanonen unter Massen von Schnee begraben werden. Der Vorteil des Kunstschnees liegt in seiner relative hohen Dichte, so dass die mind. 1 m dicke Schneedecke auch wirklich fest (= eisig) wird. Nachdem die Luft aus dem Ballon gelassen wurde, kann dieser durch ein Loch, also dem späteren Eingang, herausgezogen werden und das Iglu wird von innen fertig geschabt. Eine Tür verschließt das ganze und die Inneneinrichtung übernimmt der Bildhauer.

Das Resultat ist nach langer Arbeit ein sehr geräumiges Iglu mit herrlichen Wandrelief-Bildern und einer Tür, welche wegen der natürlichen Bewegung des Eises eher rudimentär zu bedienen ist. Man kann die Tür weder richtig schließen noch öffnen. Ansonsten besteht die Inneneinrichtung aus einem Podest (= Bett), auf welchem Gummimatrazen zur Isolierung liegen. Einige Lammfelle und bunte LED Beleuchtung runden das Ganze ab.

Zentraler Anlaufpunkt für alle Bewohner ist ein aus drei großen und verbundenen Iglus bestehender Gemeinschaftsbereich. Hierin ist eine Bar, ein Iglu mit Sitzgelegenheiten und ein geheiztes Iglu für das Buffet zum Abendessen. Damit man nicht permanent ausrutscht, sind alle Iglus mit groben Holzspänen ausgelegt. Nach einer fakultativen Schneeschuhwanderung wird in diesen Iglus gefeiert, denn „Stillstand ist der Tod“ (O-Ton unseres Experten).

Ein Iglu hat innen eine Temperatur von -5 bis 0°C und daher erhält man für die Nacht ordentliche Schlafsäcke mit einer Komfort-Temperatur 1von -18°C. Allerdings muss man auch in den Schlafsack hinein und wieder raus – inkl. Funktionsunterwäsche. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zieht man sich sehr schnell um und für den Morgen hat man die Klamotten natürlich im Schlafsack am Fußende zu lagern. Der Rest, z.B. Wanderschuhe, Winterjacke etc., werden verpackt, damit nichts feucht wird. Dann noch alles dicht machen und die Mütze aufsetzen… Die Tatsache, dass die einzige Toilette (mit Waschbecken) am 200m entfernten Lifthaus ist, erlaubt kein Aufstehen in der Nacht. So geht man freiwillig vor dem Schlafengehen nochmal dorthin.

So weit, so gut. Der Haken an der Sache waren wohl die -18°C Außentemperatur am 5. Märt 2010. Das ist kalt, sehr kalt. Da helfen weder die höheren Temperaturen im Iglu (man erinnere sich: die Tür schließt nicht einmal annähernd) noch der High-Tech Schlafsack. Es bleibt kalt, auch wenn es zum Schlafen reicht. Empfindliche Personen sollten neben den obligatorischen Socken und Mütze noch weitere „Zwiebelschalen“ anlegen. Ein mitreisendes Paar öffnete zu fortgeschrittener Stunde die Flasche Prosecco aus dem „Romantik-Package“ und durfte denselben als Sorbet genießen.


1 Die Komfort-Temperatur ist die untere Temperaturgrenze, bei der eine durchschnittliche Frau (25 Jahre, 160 cm, 60 kg) komfortabel durchschlafen kann.

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