Im Rahmen einer Geschäftsreise halte ich mich für eine gute Woche in Pune, Indien, auf. Pune (ehem. Punavadi, auch Poona(h) geschrieben) liegt ca. 170km südöstlich von Mumbai und ist bekannt als Standort für Produktion (Automobilindustrie) und Service (IT).
Die Stadt ist deutlich kleiner als die typischen Metropolen wie Delhi, Mumbai (Bombay), Chennai (Madras), Kolkata (Kalkutta) oder Bengaluru (Bangalore) und hat ca. 3 Millionen Einwohner. Sie ist militärisches Zentrum und Basis der meisten bedeutenden Militärakademien Indiens. Ferne spielt das Bildungswesen eine sehr große Rolle, so dass man auf Schritt und Tritt auf Ausbildungseinrichtungen stößt.
Der Straßenverkehr ist in Pune (noch) in Ordnung, so dass man zumindest außerhalb der Stosszeiten vernünftig voran kommt. Dennoch kann man nicht übersehen, dass auch Pune von seinem eigenen Erfolg überrannt wird und die Infrastruktur nur sehr schwer mithalten kann. Dennoch gibt es etwas weniger Schmutz, neue und moderne Wohngebiete sowie deutlich mehr Disziplin gegenüber dem Gesetz als in vielen anderen Städten. Allerdings gibt es auch die andere Seite des Wohlstands: Heute Morgen fuhr ich mit einem anderen Fahrer zum Büro und dieser wählte eine Route am Slum vorbei. Die geballte Armut und erbärmlichen Lebensbedingungen der Bewohner machen klar, dass Indien eine der größten Aufgaben seiner Geschichte noch vor sich hat.
Neben diesem Bericht (bitte auf „Weiterlesen klicken“) könnt ihr hier das dazugehörige Bilderalbum aufrufen.
Anreise
Die Anreise erfolgt über London (LHR) nach Mumbai (BOM) und von dort weiter mit dem Taxi. Pune wird kaum direkt angeflogen, so dass außer dem Business Class Jet aus Frankfurt (Lufthansa) wenig sinnvolle Möglichkeiten existieren, direkt nach Pune zu kommen. Und bevor man Zeit beim Umsteigen verliert (z.B. in Delhi), kann man auch mit dem Taxi fahren, zumal die Kosten hierfür im Vergleich zu einem Anschlussflug niedrig sind. Allerdings sollte man die Fahrt (generell) in der Dunkelheit oder während der heftigen Regenfälle während der Mosunzeit vermeiden.
Mit Jet Airways war ich bereits innerhalb Indiens unterwegs, jedoch nocht nicht transkontinental. Die Fluglinie gilt als Edelversion der Air India und ich war sehr zufrieden, insbesondere mit dem Service und dem hochmodernen Flight Entertainment System. Bei Jet kommt es einem nicht indischen Gast zu Gute, dass die Linie sehr viel von Indern genutzt wird und man daher einen besonderen Status genießt. So wurde ich ohne Nachfrage meinerseits auf einen Sitz am Notausgang gesetzt und durfte auch die Schlange in Mumbai zum Durchleuchten des Gepäcks beim Verlassen (!) der Sicherheitszone überholen.
Unterkunft
Zunächst durfte ich im Hotel des Kunden weilen, welches der 5-Sterne Kategorie angehört: Le Meridien. Ein sehr luxuriöses Hotel, welches aber nicht meine Liste der besten Hotels anführen wird. Da habe ich in Indien bereits für das gleiche oder weniger Geld besser gewohnt, z.B. im Fisherman’s Cove in Chennai. A propos Geld: Sowohl die Preise für die Übernachtung als auch im Restaurant sind wie so oft in Indien jenseits von Gut und Böse.
Die andere Zeit verbringe ich in dem halb so teuren 3-4 Sterne Hotel Royal Orchid Golden Suites. Der Name klingt zwar besser als das Haus ist, aber man hat alles Notwendige und die Sauberkeit ist für indische Verhältnisse sehr gut. Die Zimmer sind sehr geräumig und offensichtlich für Gäste mit längerer Aufenthaltsdauer gedacht: Küchenzeille, Kühlschrank und Terasse sind vorhanden. Im guten Restaurant findet man indische Spezialitäten zu einem Bruchteil der Preise des Le Meridien.
Sehenswürdigkeiten
Von den Sehenswürdigkeiten kann ich folgende Eindrücke wiedergeben:
- Aga Khan Palace: Das Gebäude, welches auch in dem Film „Gandhi“ zu sehen ist, wurde von Aga Khan zur Zeiten seiner Herrschaft erbaut und diente als Unterkunft für Gandhi, seine Frau und weitere Freiheitskämpfer während der britischen Herrschaft. Hier starb auch Kasturba, Mahatma Gandhis Frau. Der Eintritt für die Ausstellung beträgt derzeit 5 Rupien (ca. 8 Cent) für Inder, aber 100 Rupien für Ausländer.
Heute ist die beeindruckende Villa Heimat einer Ausstellung um Gandhi und sein Leben. Zwar befindet sich die Ausstellung nicht auf dem Niveau eines Museums, aber sie gibt einen interessanten Einblick in Gandhis Leben, insbesondere während der Gefangenschaft. - Parwati Hill: Diesen Hügel begeht man zu Fuß und ich bin sehr überrascht über die fehlenden Bettler. Tatsächlich scheinen sich nur wenige Touristen nach Pune zu verirren, denn als Weißer wird man oft beobachtet und wir wurden sogar als Fotomotiv gefragt. Mein T-Shirt mit Wipros Logo drauf bildet schnell Gesprächsgrundlage, da die Firma in Indien sehr bekannt ist.
Oben auch dem Hügel hat man nicht nur eine tolle Aussicht auf Pune, sondern man kann kostenlos einen Tempelkomplex besichtigen. Die Tempel in unterschiedlichem Zustand, aber alle sehr sehenswert. Besonders hat mich die für mich neue Architektur fasziniert, welche weder in Delhi noch in Chennai oder Bangalore zu sehen war. Je nach Wochentag kann es voll oder leer sein, abhängig davon, ob der jeweilige Gott gerade „seinen“ Tag hat. - Shaniwarwada Palace: Das Gebäude gleicht zwar mehr einer Festung als einem Palast, ist jedoch eine der Attraktionen von Pune. Im Inneren wurde es bis auf die Grundmauern zerstört, so dass sich die Menschenmengen schnell verteilen. Dennoch ist es sehenswert, da diese Art der Achitektur in Indien sehr selten ist. Eintritt ist wieder 5 oder 100 Rupien, je nach Herkunft.
Raja Dinkar Kelkar Museum: Das mit Hilfe der deutschen Regierung geschaffene Museum bietet einen umfassenden Einblick in Indiens Kultur. Es werden Alltagsgegenstände sowie Musikinstrumente, Spielzeug und Statuen verschiedener Götter gezeigt. Die Sammlung ist ausgesprochen groß und hat mich positiv überrascht – normalerweise bin ich nicht der große Museumsfan. Eintritt: 10 bzw. 200 Rupien.
- Panchalesvara Höhlen: Hierbei handelt es sich um einen Tempel, welcher in einen riesigen Steinblock hineingetrieben wurde. Der Tempel ist Shiwa geweiht und wegen seines Alters und des Steins interessant. Ansonsten eher unspektakulär, aber dafür kostenlos.
- Chaturshringi Tempel: Dieser Tempel liegt etwas oberhalb von Pune und wurde während der Zeit der Marathi errichtet. Die Anlage führt über mehrere Treppen zum Allerheiligsten, in welchem der Elefantengott Ganesha angebetet wird.
Ein sehr schöner Tempel, welcher sich wegen seiner Architektur deutlich von den anderen abhebt. Auch hier wird man als westlicher Besucher von den Einheimischen sehr freundlich aufgenommen (und fotografiert). Besonders für die Kinder sind wir als relativ lange, hellhäutige Menschen offenbar ein selten gesehener Anblick. Shopping (MG Road): Wie in (fast) allen indischen Städten hat auch Pune eine Mahatma Gandhi Road (kurz MG Road) und diese ist auch die Haupteinkausstraße. Hier bekommt man die typischen Produkte in kleinen Geschäften: Klamotten, Kitsch und Schuhe. Insbesondere bei Bekleidung kann man das eine oder andere Schnäppchen machen und der Kitsch kann als Mitbringsel dienen. Mein Favorit ist „Planet M“, eine indische Kette von CD-Läden. Hier kann man immer neue (indische) Musik zu sehr günstigen Tarifen bekommen (ca. EUR 2 pro CD).
Die MG Road befindet sich in der Altstadt und diese ist wegen der engen Gassen und alten Häusern sehr sehenswert. Auf die Nebengassen wiesen mich übrigens Einheimische hin, welche mich mit der Kamera hantieren sahen. Sie ließen es sich nicht nehmen, mir die „antiken“ Häuser zu zeigen und mich auf eine kleine Hinterhoftour einzuladen.